Aerö-Rund 2013

Normalerweise bringe ich am Sonntag mein Auto zum Waschen, diesen Sonntag segelten wir Aerö – Kiel mit (die Rückregatta der Aerö Rund Wettfahrt) und wurden selbst für knapp 7 Stunden dauergewaschen. Was war das für ein Wind und dann noch diese Wellen, jeder normale Segler bleibt doch bei so etwas im Hafen. Die Segler aus Kiel starteten planmäßig Ihre Rückregatta von Marstall nach Kiel ca. 28 Seemeilen direkte Strecke.
Das der Wind stärker wehen würde, wussten wir, dass er aber auch genau aus Südwest wehte, war zwar blöde doch hielten wir uns an der Hoffnung fest, den die Regattaleitung am Vorabend der Siegerehrung zu Kiel-Aerö verlauten ließ: Der Wind könnte auf West drehen und dann auch etwas abnehmen. Dieses deckte sich auch mit den Angaben von Wetteronline, Windfinder sagte zwar nichts von 4 Beaufort aber maximal Boen bis 28 Knoten voraus. Also los, das schaffen wir und wenn es gar nicht geht, drehen wir halt um. Als wir morgens hinter dem dicken Trockendock den Hafen von Marstall verließen, war fast schönes Wetter, zweite Reff ins Groß, kleine Fock, das passt schon.
Den Startschuss haben wir eigentlich kaum mitbekommen, wir gingen nicht all zu spät in den „Vorwaschgang“ und lagen gar nicht so schlecht bis wir feststellten, dass das Waschbeckenventil nicht geschlossen war, also kurz das Schiff aufrichten das Wasser ablaufen lassen und weiter, wenn es weiter nichts ist. Nach ca. einer Dreiviertelstunde wendeten wir dann auch und gingen auf Westkurs, so richtig wollten die 270 Grad aber auch nicht anliegen, also doch noch lieber gen Süden? Die evtl. abdeckende Küste war ja westlich. Die Zeit wird auf einmal relativ, heute einen Tag später kann ich mir kaum vorstellen, wie wir 7 Stunden an der Kreuz geknüppelt haben.
Nach ca. 3 Stunden waren wir eigentlich zu weit weg, um umzudrehen, auch die Schlei lag als Plan B nicht so, als dass man hätte bequem ablaufen können und Kurs Flensburger Förde, nee, da verlieren wir soviel Höhe, von der Crew gab es keine Meuterei und Zwei von Vieren haben doch arg gelitten, also weiter. Dann kam wohl das heftigste, was ich bisher beim Segeln erlebt habe, der Wind heulte noch stärker, das Meer wurde reinweiß – Hauptwaschgang - was für ein Mist. Wie erholsam können 25 Knoten Wind sein. Es gab aber auch kein zurück mehr.
Jetzt hieß es durchhalten, die Boen werden vorüber gehen, dauert vielleicht noch 3 Stunden, dann liegen wir in Schilksee fest, nur nicht klein beigeben. Das wir am Ende selbst in der Stranderbucht 7 Beaufort hatten soll hier nur am Rande erwähnt werden. Es war auf jeden Fall eine ganz spezielle Regatta, selbst auf Höhe des Kieler Leuchtturms fielen bei uns in einer weiteren Hammerboe die Worte: „Es ist noch nicht vorbei“. Wir orientierten uns an keinem mitsegelnden Boot mehr, wir hatten nur noch den Tunnelblick „Hauptsache heil ankommen“ (wie R. Buhse Vorsitzender des SYC so trefflich das Erwartete am Vorabend der Rückregatta kommentierte) und das sind wir dann auch. Später schauten wir uns die Windmesswerte von Kiel Leuchtturm an: Es kratzte an 8 Beaufort an, Wellenhöhe 2,30 Meter und der Turm steht bei Süd West noch in Landabdeckung!

Andreas Medicus ist Gesellschafter und Prokurist der Hamburger Yacht- Versicherung und hat mit der „Livonia“ einem Forgus 35, Bj. 1978, nach etlichen Jahren Pause mal wieder Aerö Rund mitgesegelt.

 

Yacht-Club Gode Wind
Ein Bericht von Andreas Medicus

 
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